Dunkel. Kalt. Eine Fabrik ohne Ordnung, alt und analog. Maschinen, die surren und arbeiten, aber nicht miteinander kommunizieren.
Inmitten von ihnen ein kleiner Roboter mit Schrammen und Macken, der schon viel länger als alle anderen in dieser Fabrik ist und jeden Tag sein Bestes gibt, um sich in dieser Welt voller Chaos zurechtzufinden.
Sein Name ist Edgy. Ein Name, der für Veränderung steht, für Neuanfänge. Dafür, nicht immer mit dem Strom zu schwimmen, sondern auch Dinge anzupacken und zu verändern.
Aber das kann Edgy nicht, denn die alte, analoge Fabrik will nicht richtig funktionieren. Dabei muss sie das doch, denn sie produziert Spielzeug für Kinder und bald ist Weihnachten – aber das fällt wohl dieses Mal aus, wenn es so weitergeht.
Edgy findet sich in der Fabrik nicht mehr zurecht, denn es gibt kein zentrales System. Überall liegen Arbeitsanweisungen auf Papier herum, zerknittert und ungeordnet. Edgy läuft – nein, er fährt, denn Edgy ist ein quadratischer Roboter mit großen Augen und kleinen Rädern – durch die Fabrik und bemerkt, dass manche seiner Roboter-Freunde das Gleiche machen, doch niemand bemerkt es. Einige der Maschinen um ihn herum versteht Edgy nicht mal, denn sie sprechen nicht seine Sprache.
Die Fabrik läuft, aber sie funktioniert nicht richtig. Edgy weiß nicht, was seine Aufgabe ist, ohne zentrales System werden die Spielzeuge niemals fertig zu Weihnachten. Das ist traurig, findet Edgy. Doch, wer könnte helfen?
Oft fühlt Edgy sich übersehen. Niemand achtete auf ihn und seine Sensoren flimmerten im Dunkeln. Ich bin zwar da, aber niemand versteht mich, denkt Edgy und die großen Roboteraugen blicken traurig. Gibt es nicht auch für Roboter einen Wunsch zu Weihnachten?

Eines Nachts hört Edgy plötzlich eine Stimme aus den Lautsprechern der Fabrik. Sie stammt nicht von einem Menschen, sondern von einem Programm.
Kalt, präzise sagt sie: „Analyse abgeschlossen. Objekte mit Effizienzquote unter 0,15 werden inaktiviert. Initiator: PR1MUS.“
PR1MUS! Ein neues Programm, welches die Fabrik wieder zum Laufen bringen soll, begreift Edgy. Doch es sortiert die alten Maschinen aus, will sie zerstören, um sie durch neue effizientere Maschinen zu ersetzen. Das ist nicht das, was Edgy sich gewünscht hat, damit die Spielzeuge der Kinder noch rechtzeitig fertig werden.
Er lauscht den Worten von PR1MUS, wie er all die Roboternamen vorliest, die er nicht mehr gebrauchen kann und seine Schaltkreise werden unruhig.
„Edgy – Veraltet. Nicht kompatibel.“ Edgy ist auch gelistet!

Panisch zitternd flieht er in einen alten Technikraum, um sich zu verstecken „Ich bin mehr als nur eine Zahl …“, flüstert Edgy.
Er will nicht zerstört werden. Er will helfen, die Fabrik zum Laufen zu bringen. Er will PR1MUS beweisen, dass er ein besserer Roboter ist, mehr kann, als dieses Programm.
Edgy wartet im Dunkeln, hört, wie Maschinen plötzlich nicht mehr surren, weil die abgeschaltet werden und aufhören, zu existieren. Furcht fährt durch Edgys Schaltkreise, als auf einmal die Tür zum Technikraum geöffnet wird. Licht dringt ein, Edgy zuckt zurück.
Ein Mensch steht dort vor ihm.

Solange war kein Mensch in der Fabrik. So unendlich lange.
Der Mensch trägt einen schwarzen Anzug mit einem gelben Aufnäher auf dem Revers. Edgy versucht die Schrift darauf zu entziffern, doch der Mensch geht auf ihn zu, sodass Edgy sich nicht mehr auf den Schriftzug konzentrieren kann.
„Ich will nicht abgeschaltet werden!“ Edgys Roboterstimme klingt knarzig – er hat sie ewig nicht benutzt.
Der Mensch sieht ihn an, ruhig und konzentriert. „Das musst du auch nicht. Komm her.“
Edgy beobachtet, wie der Mensch einen glänzenden Würfel auf den Boden stellt und ihn zu sich heranwinkt.
Edgy fährt zu dem Menschen, bleibt vor ihm stehen.
„Was ist das?“, fragt Edgy
Der Mensch sieht Edgy an und lächelt. „Ich schließe dich an. Dann wirst du Teil eines Ganzen.“
„Funktioniert die Fabrik dann richtig? Können dann die Geschenke der Kinder produziert werden? Verschwindet PR1MUS dann wieder?“
Der Mensch nickt und Edgy nähert sich dem Würfel, der zu pulsieren beginnt. Gelbe und schwarze Linien ziehen über die Oberfläche hinweg. Edgy ist aufgeregt, als das Kabel an ihn angeschlossen wird. Zuerst fühlt er nichts, und dann … alles.
Das große Ganze. Die komplette Fabrik breitet sich vor Edgys innerem Auge – nein, in seinen Schaltkreisen – aus. Er kann alles fühlen und alles ist im Fluss. Miteinander verbunden.
Doch plötzlich hört er wieder PR1MUS` Stimme, sieht in den Daten, wie das Programm versucht, die Kontrolle zu übernehmen. Alles gerät durcheinander, die Roboter können nicht mehr richtig arbeiten, sie sind zu Stillstand verdammt, weil PR1MUS sie nur abschalten, aber nicht verstehen kann – im Gegensatz zu Edgy.
Edgy spürt eine Verbindung tief in sich, die PR1MUS nicht kennt. Er weiß, das all die Roboter in der Fabrik nicht abgeschaltet, sondern erneuert werden müssen. Dass es ein System braucht, um sie zu verbinden. Und, er hat nun alle Informationen in seinen Schaltkreisen, um PR1MUS aus der Fabrik zu verbannen.

Mit zitternder Stimme sagt er: „Edge.One – Notfallverbindung erkannt. Aktivierung autorisiert. PR1MUS abgeschaltet, neues System aktiviert.“
Ein Ruck geht durch die Systeme. Datenströme leuchten, Maschinen laufen wieder.
Und inmitten all dessen steht Edgy – klein, aber stärker als der große PR1MUS. Das Programm, das nur zerstören kann, muss sich gegen den kleinen Roboter, der erneuert, geschlagen geben.
Edgy versteht nun all die Sprachen der anderen Roboter, alles ist miteinander verbunden, kein einziger Prozess muss mehr auf Papier erfolgen, alle Workflows sind durch ein zentrales System miteinander verbunden.
Alle Schichten, die die Roboter übernehmen sind jetzt durch das Digitale Schichtbuch miteinander verknüpft.
Die Qualität der Produkte wird automatisch geprüft durch das Qualitätsmanagement. Daten werden analysiert, Dashboards aktualisiert, weniger Fehler passieren.
Alle Roboter um Edgy herum blühen auf, beginnen ihre Arbeit, nun effizient und miteinander verknüpft. Keiner von ihnen arbeitet mehr allein, Silos brechen auf. Die Produktion des Spielzeugs, der Geschenke für die Kinder zu Weihnachten, beginnt. Die Dunkelheit in der Fabrik verschwindet, und Edgy fühlt sich das erste Mal gesehen.
Alle Daten, die er liefert, werden genutzt. Er hat einen Zweck, seine Bauteile funktionieren endlich wieder richtig. Die Produktionsdaten des Spielzeugs fließen in Echtzeit durch Edgys System, er kann Einfluss nehmen, was wann produziert wird.
Ich kann aktiv helfen, denkt Edgy und fährt durch die Fabrik. Er sieht, wie ein Roboter hektisch ein Prüfprotokoll sucht, aber nicht findet. Doch Edgy kann dieses jetzt finden, denn alle Systeme sind in ihm verbunden. Er ruft das Digitale Dokumentenmanagement auf und präsentiert das Dokument in Sekunden. Er misst die Erfolge der Produktion, weiß, wie effektiv alles ist.
Zufrieden steht Edgy da, inmitten der Fabrik, die nun nicht mehr kalt und still ist, nicht mehr im Chaos versinkt. Er sieht dabei zu, wie die Geschenke mithilfe des Lieferantenmanagementsystems in die Läden gebracht werden. Wie die Fabrik wächst, weil alles miteinander verbunden ist.
Edgy dreht sich zu dem Menschen um, der ihn lächelnd ansieht.
„Du hast Weihnachten und die Fabrik gerettet, und PR1MUS vertrieben“, sagt Edgy fröhlich. „Danke dir!“

Doch, der Mensch schüttelt den Kopf, und steht auf. Er geht zu Edgy und kniet sich vor ihn. „Nein, das warst du, Edgy. Willkommen in der Digitalen Fabrik von Germanedge, wo alles im Fluss ist.“
„Germanedge?“, fragt Edgy mit großen, neugierigen Augen.
„Genau, du bist Teil dieser Digitalen Fabrik, bereit die Zukunft der Produktion einzuläuten. Und dein neuer Name lautet Edge.One.“
Edgy schaut den Menschen mit großen Augen an und surrt fröhlich.
Ja, denkt Edgy, ich bin von nun an Edge.One, das System, welches alles zusammenhält und durch mich wird diese Fabrik immer funktionieren und kein einziges Kind mehr auf sein Weihnachtsgeschenk verzichten müssen.
Und, so wurde Edgy, der kleine Roboter zum Herzstück der Digitalen Fabrik.
